Wasser. Quelle des Lebens und Symbol für Lebenskraft, Reinigung und Erneuerung. Über 70% der Erde sind von Wasser bedeckt. Allerdings steht uns lediglich etwa ein Prozent des gesamten Wasser als sauberes Trinkwasser zur Verfügung. Was es zum kostbarsten Gut unserer Erde macht.
Wie schaffen wir also mehr Trinkwasser? Neben modernen Reinigungsanlagen und der aufwändigen Entsalzung (die der Umwelt nachhaltig schadet), gibt es natürliche Alternativen. Womit wir bei unserem Protagonisten sind: Dem Moringabaum. Wusstest ihr, dass dessen Samen in der Lage sind, Wasser zu reinigen? Falls ihr diese Frage verneint, macht euch keine Sorgen: Ihr seid nicht alleine. Die Fähigkeiten des Moringa Oleifera sind in der westlichen Welt verblüffenderweise immer noch weitestgehend unbekannt. Wir klären euch auf.
Seit Jahrhunderten nutzen Menschen in Afrika Pflanzen und natürliche Rohstoffe zur Aufbereitung von Trinkwasser. Einer davon: Moringasamen. Die enthalten nämlich Wirkstoffe, die ähnlich wie chemische Flockungsmittel in der Wasseraufbereitung wirken. In weiten Teilen Afrikas wird der ursprünglich aus Indien stammende Moringa wegen dieser beinahe magischen Fähigkeit auch als “Wunderbaum” bezeichnet. Doch was verbirgt sich hinter dem Zauber?
Die wissenschaftliche Erklärung: Partikel von höherer Dichte und Bakterien werden durch die wasserlöslichen Proteine des gemahlenen Samens gebunden und sinken so zu Boden. Das saubere Wasser kann anschließend vom Bodensatz abgegossen werden. Ein Samenkorn genügt, um in einem Liter Wasser Schmutzpartikel zu binden und 99 Prozent der Bakterien darin abzutöten. Auch wir haben einen Selbsttest gemacht (VIDEO). Wer wissen will, wie dieser Prozess auf Mikroebene abläuft, findet hier die wissenschaftliche Erklärung dazu.
In der Zwischenzeit widmen wir uns den weiteren “Superkräften” des Moringa - denn das sind eine Menge. Da wäre zum einen der Nährwert. Egal ob als Blatt, Tee, gemahlen oder in Form der Samen: Moringa enthält zahlreiche Vitamine, Proteine und Mineralien. Genauer gesagt: Doppelt soviel Calcium wie Milch, sieben mal soviel Vitamin C wie Orangen, dreimal so viel Eisen wie Spinat und viermal so viel Vitamin A wie eine Karotte. Wenn das kein Superfood ist, was dann? Auch antioxidantische, immunstärkende und blutdrucksenkende Wirkung sind inzwischen nachgewiesen.
Den möglichen Nutzen setzt damit eigentlich nur die Fantasie Grenzen. Moringa als Basis für Handseife? Kein Problem: Deren Wirksamkeit bestätigte kürzlich eine Studie der London School of Tropical Medicine. In der tibetischen Heilkunst wird ein ähnlicher Saft seit über 2000 Jahren angewandt und dort bis heute als “Getränk der Götter” bezeichnet. Man mag diese Bezeichnung nicht verdenken. Apropos Tibet: Moringa sind sehr robuste Bäume. Sie wachsen auch unter widrigen Umständen ohne Probleme. Wir könnten an dieser Stelle noch etwas so weiter machen, aber ihr habt es inzwischen sicher verstanden: Moringa ist ein Multitalent.
Kehren wir also zur Ausgangsfrage zurück. Kann Moringa die Trinkwasserprobleme in Teilen der Welt lösen? Auch in der Forschung wird diese Frage immer wieder diskutiert. Der Baum wächst heute in 82 Ländern, vor allem in Afrika, Arabien und Südostasien und zählt dort zu den wichtigsten Nutzpflanzen. Der Gebrauch von Moringasamen zur Wasserreinigung alleine löst aber noch keine globalen Probleme. Es wäre jedoch ein Schritt in die richtige Richtung.
Denn soviel ist sicher: Wir reden hier von einer günstigen und im Vergleich zur chemischen Wasseraufbereitung umweltschonenden und natürliche Alternative. Besonders für arme, ländlichen Gebieten, wo der Zugang zu sauberem Wasser oft nicht gewährleistet ist. Manchmal ist die beste Technologie die, die am einfachsten ist. Und die Verbreitung von solchen Möglichkeiten der ökologischen Wasseraufbereitung könnte in Zukunft nicht nur in erster Linie viele Menschenleben retten, sondern auch der Umwelt zugute kommen.
Das ist das großartige an Bäumen. Sie haben mehr als nur einen Nutzen, oder gleich eine ganze Reihe - so wie unser Wunderbaum, der Moringa.
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1. https://www.reuters.com/article/us-environment-brine-idUSKCN1P81PX
2. https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S2468227620301022
3. https://www.healthline.com/nutrition/6-benefits-of-moringa-oleifera#TOC_TITLE_HDR_2
4. https://link.springer.com/article/10.1186/1472-6882-14-57
5. https://www.sciencedaily.com/releases/2018/06/180620150246.htm