Die Zukunft der Landwirtschaft ist die Zukunft des Planeten

Mär 09, 2021 | geschrieben von:

Der Anteil der weltweit in der Landwirtschaft Beschäftigten ist zwischen 1991 und 2020 von 44 % auf 26 % gesunken. Ein Grund dafür ist der Fortschritt der angewandten Technologien. Wir erzielen größere Erträge und benötigen dafür immer weniger Menschen.

Ein weiterer Grund: Gesellschaften entwickeln sich weiter, neue Herausforderungen entstehen. Es lässt all das als einfache Tatsache unserer Zeit erscheinen. Wenn wir aber eine weitere Tatsache hinzufügen, dann bekommt das Thema Perspektive. Die Menschen, die derzeit in der Landwirtschaft arbeiten, werden älter.  


Das Durchschnittsalter eines Bauern in Afrika liegt bei 60 Jahren. Unglaublich, wenn man bedenkt, dass Afrika der jüngste aller Kontinente ist und das Durchschnittsalter der Bevölkerung bei 24 Jahren liegt. Wenn wir über den afrikanischen Kontinent hinausblicken, sehen wir, dass es sich um ein globales Phänomen handelt: Junge Menschen zieht es immer mehr in die Städte - wo sie bessere Chancen auf Ausbildung und Arbeit haben. Ein Job in der Landwirtschaft wird  als Schicksal betrachtet, nicht als Option, in die man investieren kann. Die ältesten Industrieländer haben dieses Phänomen der Landflucht  schon erlebt.

Wie häufig mit Problemen, die im hier und jetzt noch keine Auswirkungen haben: Sie haben wenig Platz in unserem Bewusstsein. Es liegt in der menschlichen Natur. Es geht hier aber nicht um uns: Die Ernährungssicherheit der nächsten und übernächsten Generation muss gesichert werden. Dafür braucht es  wieder mehr Landwirte. Junge Landwirte. Weltweit.

Leichter gesagt als getan.

In den Industrieländern hat Landwirtschaft allen voran ein Imageproblem. Es gilt, gerade bei jungen Menschen, als schlecht bezahlte Arbeit, für weniger qualifizierte Menschen. Dazu kommt, dass Agrarwirtschaft erheblich negativ zur Treibhausgas Emission beiträgt. Das dahinter auch unser Konsum steht, sei dahingestellt. Doch Landwirtschaft ist für uns alle überlebenswichtig. Ihr richtiges Management unter Umweltgesichtspunkten ist ein entscheidender Schlüssel für eine nachhaltige Entwicklung in der Zukunft. 


In Europa benötigt es positive Initiativen und ein Umdenken in der Politik. Für die, die Anbauen wollen, stellen die steigenden Landpreise ein oft unüberwindbares Hindernis dar. Wie kann man jungen Farmern Zugang zu nötigen Ressourcen verschaffen? Die Europäische Union hat sich beispielsweise selbst dazu verpflichtet, junge Farmer finanziell zu unterstützen. 

Fest steht: Gesellschaften werden immer egalitärer und das Bewusstsein für Nachhaltigkeit wächst. Landwirtschaft wird daher interessanter für neue Gruppen. Gruppen, die vorher demografisch oder durch ihre Familienhistorie eher weniger Kontakt dazu hatten. Gruppen, die eher aus grüner Überzeugung handeln, als aus Traditionsbewusstsein.

Der historische Trend gleicht sich aus. Es ist wie in der Physik. Dort, wo ein Vakuum entsteht, entsteht auch Druck zu dessen Schließung. Die Landwirte und Landwirtinnen der Zukunft sind vielleicht etwas jünger, als wir sie uns vorstellen. Sie verbringen mehr Zeit hinter dem Laptop als auf dem Traktor. Vielleicht sind sie nicht in die Branche gegangen, weil es das war, was ihre Eltern gemacht haben. Sondern weil es das ist, was sie schon immer machen wollten.


Die Bedürfnisse des europäischen Agrarsektors unterscheiden sich natürlich stark von denen der übrigen Welt. Was es dort braucht? Empowerment durch Ausbildung und Weiterbildung - Hilfe zur Selbsthilfe. Ein Bericht der FAO der Vereinten Nationen nennt (am Beispiel Afrika) Empfehlungen, die den Agrarsektor für junge Menschen wieder attraktiv machen: 

  • Förderung eines gleichberechtigten Umfelds in Bezug auf Geschlecht, Alter und Ethnie

  • Verbesserung der Lohn- und Arbeitsbedingungen im landwirtschaftlichen Sektor

  • Einbeziehung der Jugend in die lokale Wirtschaftsentwicklung und Landpolitik

  • Finanzielle Unterstützung zum Erwerben von Land (z.B. staatliche Kredite) 

  • Institutionalisierung und Investition in ganzheitliche Ansätze, die die Fähigkeiten der Jugend stärken

  • Überarbeitung der nationalen Aktionspläne für Jugendbeschäftigung


  • Ein Beispiel dafür: Das Verpachten von Land. Erfahrene Landwirte geben Land an die nächste Generation und erhalten im Gegenzug einen Teil des Gewinns. Beide Seiten profitieren - denn es ist ein erster Einstiegspunkt zum eigenständigen Anbau für junge Farmer. 

    Weitere solcher Positivbeispiele hat dieses BBC Special gelistet. 

    Können diese Initiativen die Ernährungssicherheit auch in Zukunft gewährleisten? Alleine sicher nicht. Aber es gibt Grund zur Hoffnung. Veränderung und Fortschritt hat immer auch etwas Gutes an sich.

    Es geht um nicht weniger als unsere Zukunft. 


    1. https://data.worldbank.org/indicator/SL.AGR.EMPL.ZS 
    2. https://www.un.org/en/ecosoc/integration/pdf/foodandagricultureorganization.pdf 

    3. https://www.bbc.com/future/bespoke/follow-the-food/the-ageing-crisis-threatening-farming/ 
    4. https://www.bbc.com/news/uk-scotland-54844546 
    5. https://ec.europa.eu/info/food-farming-fisheries/key-policies/common-agricultural-policy/income-support/young-farmers_en 
    6. http://www.fao.org/3/av095e/av095e.pdf 

    7. https://www.theguardian.com/food/2020/aug/16/we-are-stewards-of-our-land-the-rise-of-female-farmers

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