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Mutter Natur ist eine Frau

Geschrieben von Sarah Weyers | 05.03.2020 23:00:00

Wie Frauen und unsere Erde zusammen gehören



Die Geschichte der Frauen


Seit Jahrzehnten erreichen Nachforschungen über die Rolle der Frau in verschiedenen Zeitaltern und Kulturen kein einheitliches Ergebnis. Einige Anthropologen behaupten, dass Gesellschaften in verschiedenen Kulturen auch heute noch von Frauen geführt werden - während andere überwältigende Beweise dafür liefern, dass Frauen im Vergleich zu ihrem männlichem Gegenüber schon immer in einer weniger vorteilhaften und privilegierten Position waren. Während Frauen in klassischen Ureinwohner-Stämmen als gleichberechtigte Partnerinnen, als Lebensspender und Ernährer der Familie angesehen werden, sind Männer immer noch in Führungspositionen im größeren Maßstab tätig.


Um besser zu verstehen, was eine matriarchalische Gesellschaft ist, bietet bereits ein Blick auf verschiedene Mythologien ein besseres Verständnis: Zum Beispiel im Amazonasgebiet. Hier wurden Frauen als ebenso wertvoll wie Männer angesehen und nahmen oft an der Seite ihrer Männer am Krieg teil - der Legende nach heirateten sie nicht, bevor sie “einen Mann im Krieg getötet” hatten (1). Darüber hinaus hat die Forschung über keltische Gesellschaften gezeigt, dass Frauen in diesen hier ebenfalls große Macht besaßen. Diese ist vor allem in Rechtsordnungen, einschließlich der Ehe und Scheidung, dem Besitz von Eigentum und dem Recht auf eine politische Rolle sichtbar(2). Und während sowohl die First Wave und Second Wave Konzepte von Feminismus Material matriarchaler Gesellschaften beinhalten, war und ist die Rolle der Frau in modernen Gesellschaften auch heute noch nicht gleichwertig zu ihrem männlichen Gegenüber.

Und obwohl Frauen Mütter und damit “Geber des Lebens” sind, beruhen moderne Gesellschaften auf einer patriarchalen Struktur. 


Die Gesellschaft heute


Auch heute noch verdienen Frauen in aller Welt, mit nur wenigen Ausnahmen, weniger als Männer mit gleichen Qualifikationen und in der gleichen Jobposition. Zum klassischen Frauenbild gehört zudem das Mutter-Sein; eine unterbewusste, jedoch sehr klare Erwartung, die an Frauen ab einem bestimmten Alter gestellt wird. Und während das angemessene Alter für Schwangerschaft und Geburt von Nachwuchs vom kulturellen Hintergrund abhängt, wird von Frauen - ob in Jobs, die ein Höchstmaß an Engagement erfordern oder nicht, erwartet, dass sie Kinder zur Welt bringen, um ihren Beitrag zur Gesellschaft zu leisten. Die Verantwortung für die Erziehung einer Familie wird historisch gesehen ebenso Frauen übertragen; während Männer "die weltliche Arbeit" verrichten; sei es die Jagd, oder körperliche Arbeit, und zuletzt eben auch die reguläre Arbeit. Gleichzeitig wird von Frauen erwartet, dass sie Kinder so aufziehen,  dass diese wertvolle Mitglieder der Gesellschaft werden. Dieser Druck wird auf sie gelegt, ohne die damit verbundene Verantwortung anzuerkennen. Und obwohl nicht alle Kulturen Frauen als minderwertig behandeln, sind sie oft in jeder Hinsicht weniger begünstigt. 


Was Frauen sind


Und obwohl Frauen als Geberinnen des Lebens und als Grundlage für ein Zuhause angesehen werden, ist ihr Leben meist nicht um die Vorstellung herum konstruiert und gestaltet, dass sie diese besondere Rolle in der Gesellschaft wirklich spielen können. Da sie mit dieser allgemeinen Erwartungshaltung aufwachsen, sind das Streben nach Natur und Gesundheit in erster Linie von weiblichem Interesse - da Frauen in die Zukunft blicken und ihre Augen auf das gerichtet sind, was für künftige Generationen kommt, wie es Männer einfach nicht können - eben bereits einfach aus dem Mutter-Sein heraus. Und während diese Analogie von "Mutter Natur", die ebenfalls eine Elternfigur ist, eine beruhigende Parallele darstellt, wird der wahre Zusammenhang oft übersehen. Die Natur ist eine Heimat für viele: Pflanzen, Tiere aller Art und natürlich Menschen. Trost, Pflege und das Gefühl von Heimat ist die natürlich gegebene Grundlage; sei es, dass die Welt unser physisches Zuhause ist, oder dass Mütter die Wurzeln für eine Familie und ein emotionales Zuhause legen. Und ähnlich wie bei Bäumen müssen die Wurzeln in gesunden Böden gelegt werden, damit auch ein Mensch wachsen kann. 


Bei all dem kann diese gemeinsame Basis als Quelle der Kraft und Einheit für alle Frauen überall verstanden werden - sowohl für die Liebe und den Komfort, als auch für die Sorgen und Motivationen für die Erhaltung unserer Erde. Das Gefühl der Verbundenheit kann eine mächtige, einflussreiche Sache sein: Stellt euch beim Einpflanzen von Samen vor, wie die Kleinbauern überall auf der Welt und seit Hunderten von Jahren dasselbe tun: den Boden mit ihren Händen teilen, die Samen gießen und zuzusehen, wie die Sämlinge zu etwas Starkem und Mächtigem heranwachsen. Selbst wenn ihr frische Luft atmet - seid einen Moment still und stellt euch vor, wie viele Frauen überall auf der Welt genau in dieser Sekunde dasselbe tun. Und gemeinsam, als Einheit, können wir unsere Kraft erkennen und Veränderungen herbeiführen. 



Unser Weltfrauentag


An diesem Weltfrauentag wollten wir genau das tun - Frauen als die mächtigen Wesen feiern, die sie sind, besonders wenn sie so oft übersehen und unterschätzt werden, und noch mehr ihre Verbindung zu Mutter Natur in der Grundlage ihres Seins erkennen. Damit wollen wir den endlosen Kreislauf von Erholung und Schöpfung betrachten, den sowohl Frauen als auch Bäume der Welt bieten, indem sie verschiedene Lebensformen schenken. 


Mit unseren Projekten in sozial und ökologisch benachteiligten Regionen des globalen Südens wollen wir nicht nur Umweltprobleme lösen und die Bedingungen der Natur verbessern, sondern auch die Menschen, die unter diesen Bedingungen leben, unterstützen und ihnen nötige Hilfsmittel an die Hand geben, langfristige Veränderung umzusetzen. Und gerade weil Frauen oft noch stärker benachteiligt sind als ihre männliches Gegenüber, ist unsere Arbeit mit den NGOs, die die Stärkung und Einbeziehung von Frauen sicherstellen, ein wichtiger Pfeiler unseres Ziels, auch einen bestmöglichen Beitrag zu den SDGs zu leisten. 


Denn nur wenn wir die Probleme auf allen Ebenen bekämpfen, kann ein langfristiger, nachhaltiger Wandel erzielt werden. Um den Klimawandel, der eine der größten aktuellen Bedrohungen der Erde darstellt, zu bekämpfen, müssen wir also systematische Benachteiligungen erkennen und uns weltweit um eine integrativere, gleichberechtigte Gesellschaft bemühen. Die Lösung des einen Problems wird nicht automatisch zur Lösung eines anderen führen - niemals. Die Verflechtung vieler ökologischer und sozialer Probleme, die dann zu wirtschaftlichen Problemen führen, war einer der Hauptgründe, warum die Gründer von Treedom, Tommaso und Federico, unser soziales Unternehmen auf der Grundlage dieser unterschiedlichen Faktoren schaffen wollten: Bäume pflanzen, die nicht nur das eine Problem des Klimawandels bekämpfen, sondern es an den Wurzeln packen: mit zusätzlichen sozialen Nutzen und umfassenden, ganzheitlichen Plänen zur Wiederaufforstung - in Gebieten, in denen es notwendig ist, und dies mit Maßnahmen zur langfristigen Verbesserung vorantreiben. 


Diesen Weltfrauentag könnt ihr euren Teil dazu beitragen - und einen Baum pflanzen, der einer Frau in eurem Leben sowie Mutter Erde gewidmet ist. 





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(1) Ukert, F. A., Die Amazonen (Abhandlungen der philosophisch-philologischen Classe der Königlich Bayerischen Akademie der Wissenschaften, 1849), 63.

(2) Adler (2006), p. 196 (italics so in original; p. 196 n. 20 citing Markale, Jean, Women of the Celts (London: Gordon Cremonesi, 1975)).