“Keine Zeit für Diskussionen”
Kalifornien, Oregon und Washington State sind (neben Alaska und Hawaii) die drei US-Bundesstaaten mit Blick auf den Pazifischen Ozean. Zusammen haben sie eine Fläche von mehr als 850.000 km² und sind das Zuhause von etwa 50 Millionen Menschen. Das bedeutet eine Dichte von 60 Einwohnern pro km² (der Durchschnitt in EU-Ländern ist 105 Einwohnern pro km²). Wir reden hier also von einem Gebiet, in dem die Natur nach wie vor weite Räume einnimmt. Diese Natur ist sehr divers: Es gibt riesige Wüsten. Die bekanntesten zwei, die Mojave und das Death Valley, befinden sich in Kalifornien. Gleichzeitig beheimaten diese Gebiete aber auch große Parks wie Yosemite mit zahlreichen Wäldern und Naturschutzgebieten.
In den letzten Wochen wurde das Territorium dieser drei Bundesstaaten, mehr als jedes andere in den USA, von katastrophalen Bränden heimgesucht. Bis heute wurden über 20.000 km² Land in Asche verwandelt, wobei erst letzte Woche 24 Menschen ihr Leben verloren. [1]
Der Gouverneur von Kalifornien, Gavin Newsom, warnt: "Kommen Sie in den Bundesstaat Kalifornien und überzeugen Sie sich selbst. Diese Brände zeigen, dass die Zeit für Diskussionen über den Klimawandel vorbei ist. Es ist ein gottverdammter Notfall. Er ist real und geschieht hier und jetzt".
Der Klimawandel und die diesjährigen Brände
Stimmt das, was Gouverneur Newsom sagt? Gibt es einen Zusammenhang zwischen den Auswirkungen des Klimawandels und den Bränden in den USA in den letzten Wochen? In einem Beitrag in der MIT Technology Review [2] stehen dazu die unmissverständlichen Worte von David Romps, dem Direktor des Berkeley Atmospheric Sciences Center: "Machen wir es kurz: Sind die Hitzewelle, die Blitzeinschläge und die Dürre durch die globale Erwärmung verursacht? Auf jeden Fall, ja. Sind die Temperaturen durch die globale Erwärmung gestiegen, Blitze zahlreicher und die Vegetation trockener geworden? Ja, wahrscheinlich ja, und ja".
Ein klares “Ja” in Bezug auf wiederkehrende Hitzewellen und die Dürre. Das “wahrscheinlich ja” bezieht sich also auf den Zusammenhang zu den vermehrten Blitzeinschlägen. Daniel Swain, Klimawissenschaftler an der Universität von Kalifornien zweifelt: Blizzards sind im August in Nordkalifornien so selten, dass es schwierig ist, zu beurteilen, ob der Klimawandel bei der Auslösung von Bränden tatsächlich eine Rolle gespielt hat.
Auswirkungen der Dürre
Bei der Entstehung von Bränden durch - in vielen Fällen - Blitzeinschläge bleibt daher ein Zweifel an dem Zusammenhang mit der Erderwärmung bestehen. Bei den Hitzewellen und ihren Auswirkungen auf die Vegetation ist sich die Wissenschaft dagegen einig: "Im Grunde ist die Dynamik sehr, sehr einfach - erklärt Philip B. Duffy, ein Klimawissenschaftler, der Präsident des Woodwell Climate Research Center ist - wärmere, trockene Bedingungen schaffen einen trockenen Nährboden für die Flammen. Was einmal ein leicht löschbares Feuer gewesen wäre, verbreitet sich jetzt rasant und gerät außer Kontrolle" [3].
Die New York Times wies zeitgleich in einer interessanten Analyse darauf hin, “(...) dass die diesjährigen Brände in Kalifornien in gewisser Weise das Ergebnis einer viel längeren Entwicklung sind. Die lang anhaltende Dürre, die erst 2017 endete, war nach Angaben des U.S. Forest Service eine der Hauptursachen für das Sterben von 163 Millionen Bäumen in den kalifornischen Wäldern im letzten Jahrzehnt. Der sich am schnellsten bewegende Wald in diesem Jahr verwüstete genau diese Wälder mit den meisten toten Bäumen, südlich des Yosemite Nationalparks" [4].
Das NASA-Szenario
Eine Analyse auf der NASA-Website vom Dezember 2018 enthält "6 Trends, die man über die Brand Saison im Westen der Vereinigten Staaten wissen sollte" [5]. Einige dieser Trends sind:
Es gibt mehr Brände. In den letzten sechzig Jahren ist die Zahl der Brände im Westen der Vereinigten Staaten stetig gestiegen. 61 Prozent davon geschahen in der Zeit seit 2000.
Diese Brände sind größer. Die durchschnittliche jährliche Menge von verbrannten Hektar Wald hat seit 1950 stetig zugenommen.
Nadelwälder brennen mehr als jede andere Vegetation. Seit 2000 sind die Brände von hauptsächlich buschigen Gebieten auch auf Nadelwälder übergegangen.
Die Schlussfolgerung
Wenn die bisherigen Prognosen der NASA auf dramatische Weise zugetroffen haben, dann sollte uns vor allem der letzte Punkt der Prognose beunruhigen:
"Brände werden einen großen Einfluss auf unsere Zukunft haben - Forschungsergebnisse deuten darauf hin, dass die globale Erwärmung die Zahl der Großbrände im Westen der Vereinigten Staaten bis Mitte des Jahrhunderts erhöhen wird". Die Prognose war von 2018. Leider erwies sie sich nach nur 2 Jahren als richtig.
Quellen
[1] https://www.insider.com/california-hotter-drier-lightning-fires-bigger-2020-8
[2] https://www.technologyreview.com/2020/08/20/1007478/california-wildfires-climate-change-heatwaves/
[3] https://www.nytimes.com/2020/09/13/us/Wildfires-Oregon-California-Washington.html
[4] https://www.nytimes.com/2020/09/10/us/climate-change-california-wildfires.html
[5] https://climate.nasa.gov/blog/2830/six-trends-to-know-about-fire-season-in-the-western-us/