TreeBlog - Grüne Nachrichten für eine bessere Welt

CO₂ und Nahrungsmittelkrise. Was kann man tun, um nicht im Abfall zu ersticken

Geschrieben von Elisa Lanza | 22.01.2022 08:00:00

Ein Viertel der weltweit für den menschlichen Verzehr produzierten Lebensmittel landet im Müll. Dadurch entstehen Abfälle und CO₂-Emissionen. Sie zu begrenzen ist eine der großen Herausforderungen, die wir so schnell wie möglich bewältigen müssen.

Zwei Forscher der internationalen Organisation Project Drawdown, Chad Frischmann und Mamta Mehra, haben Daten der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation (FAO) und verschiedener anderer Quellen in ein detailliertes Modell einfließen lassen, das das gesamte System der Produktion, des Transports und des Verbrauchs von Lebensmitteln nachverfolgt. Auf der Grundlage dieses Modells wurden gegenwärtige und zukünftige Szenarien bezüglich des Bevölkerungswachstums und des damit verbundenen Nahrungsmittelverbrauchs rekonstruiert. 

Dabei stellte sich heraus, dass die Lebensmittelversorgungskette vom Feld bis zum Tisch immer noch enorm ineffizient ist. Nach derzeitigem Stand müssen bis zum Jahr 2050 jährlich 53 Millionen Tonnen mehr Nahrungsmittel produziert werden, um dem Bevölkerungswachstum gewachsen zu sein, was die Umwandlung von mehr als 440 Millionen Hektar Wald und Grasland in Ackerland erfordert.

Dies wiederum würde in den nächsten dreißig Jahren zu einem Anstieg der CO₂-Emissionen um 80 Milliarden Tonnen führen. Wenn euch diese Zahlen unfassbar scheinen, dann denkt doch mal an die Mülltonnen, die in den Wohngebieten stehen. Momentan werden pro Sekunde 2860 Mülltonnen mit Lebensmitteln verschwendet. Wenn sich die Dinge bis 2050 nicht ändern, wird diese Zahl auf 3741 ansteigen.

Um diesem so ganz und gar nicht nachhaltigen Wachstum entgegenzuwirken, haben die Forscher von Project Drawdown einige wichtige Punkte herausgestellt, an denen gearbeitet werden muss.

Die Essgewohnheiten verändern

Durch eine Ernährung, die reich an pflanzlichen Lebensmitteln ist, und die Einhaltung eines durchschnittlichen Kalorienbedarfs von 2300 Kalorien pro Tag, insbesondere in den Industrieländern, könnte die Verschwendung von mehr als 160 Millionen Tonnen Lebensmitteln in den nächsten dreißig Jahren vermieden werden.

Verluste entlang der Lieferkette vermeiden

Abfälle entstehen in jeder Phase: In Ländern mit niedrigem Einkommen treten sie vor allem bei der Lagerung von Lebensmitteln auf, bevor sie auf den Markt kommen, während sie in Ländern mit hohem und mittlerem Einkommen vor allem am Ende der Lebensmittelkette, am Verkaufsort und in den Haushalten anfallen.

Regenerative landwirtschaftliche Praktiken einführen

Agrarökologische Praktiken wie Agroforstwirtschaft oder Forstweidewirtschaft, bei denen Bäume auf Felder und Weiden angepflanzt werden, können die Erträge um 5 bis 35 Prozent steigern, den Boden sanieren und gleichzeitig Kohlenstoff aus der Luft entfernen.

Wenn die Hälfte der Weltbevölkerung diese Richtlinien befolgen würde, könnte die Lebensmittelverschwendung von 40 auf 20 Prozent reduziert werden. Dies würde den Druck auf die natürlichen Ökosysteme verringern und man wäre Bevölkerungswachstum gewachsen, ohne dass bis mindestens 2050 ein einziger Hektar gerodet werden müsste. Außerdem könnten dadurch die Treibhausgasemissionen in den nächsten dreißig Jahren um etwa 14 Milliarden Tonnen reduziert werden, was zur Verlangsamung der globalen Erwärmung beitragen würde. 
Diese drei nur scheinbar so simplen Punkte müssen jetzt angegangen werden, bevor wir in einer Krise versinken, die noch paradoxer ist, weil sie größtenteils nicht durch unsere Unzulänglichkeiten, sondern durch unsere Verschwendung verursacht wird.

Source: